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Birgit Lindemann

Kunst

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Zwei Schwestern

Arbeiten

Audio, Papier und Siebdruck auf Stoff, 2003-2005

Rauminstallation: 350 cm x 540 cm x 540 cm

Eine Zusammenarbeit mit Ben Daniel Jöhnk.

Raumbeschreibung

Die Wände sind mit grünem Stoff bezogen. Auf dem Stoff sind Abbildungen von Möbelstücken in 1:1 gesiebdruckt. Es sind die Möbel von Frede, der einen der beiden Schwestern, die hier portraitiert werden. Die Anordnung ist frei komponiert, so dass diese die Kommunikation der Schwestern virtuell möglich machen könnte.

In der Mitte hängen Notizzettel, die wir in Fredes Hinterlassenschaft gefunden haben. Die Auswahl der Originalzettel hängt in einer quadratischen Form auf Augenhöhe in Acrylglas von der Decke, so dass sie einen inneren Raum im Raum bilden. 

Zusätzlich hört man einen Soundlloop von ca. 20 Minuten: ein komponiertes Hörstück, zusammengeschnitten aus dem zweitägigen Interview mit Ingeborg, der anderen Schwester. Sie spricht über Frede und deren Sammlung von Notizzettel, über sich selbst und ihre Kunst.

Die zwei Schwestern

Zwei Schwestern aus dem Hamburger Großbürgertum wohnten bis zu ihrem Tod gemeinsam in der elterlichen Stadtvilla. Ihre Lebensformen waren so konträr, daß kaum Austausch stattfand und ihr Kontakt sich auf das Wesentliche reduzierte. Trotzdem entstand über die Jahrzehnte eine Symbiose von sozialer und finanzieller Abhängigkeit.

Frede Feld

Die Eine, Frede Feld, hinterließ, als sie 2001 im Alter von 82 Jahren starb, Hunderte von Notizzettel. Sie hat sie alle sorgsam in Schuhschachteln aufgehoben. Die hand- geschriebenen Notizen auf den unterschiedlich großen Zetteln sind Gesprächsvorbereitungen, Erinnerungshilfen, aber auch Beobachtungen, Ermahnungen und Vergewisserungen.

Je mehr Zettel wir lesen, desto tiefer zieht es uns in ihre Welt. Sie entwickeln ihre eigene Poesie. Durch die wechselnde Heftigkeit ihrer Handschrift erkennt man unterschiedliche Gemütszustände. Vor allem die jahrzehntelange Archivierung der Zettel in Schuhschachteln lassen sie wie ein „Werk“ erscheinen. Scheinbar für niemanden bestimmt und dadurch rätselhaft. 

Frede wurde 1914 in Hamburg geboren, wo sie aufwuchs und seit der Heirat 1935 mit ihrem Mann Ernst Feld gemeinsam lebte. Bereits 1960 verstarb er und ließ sie als vermögende Witwe zurück. Sie hatte nur wenige gesellschaftliche Kontakte. Ihr Leben war geprägt von zwanghafter Ordnung, Schlaflosigkeit und Ängsten.

Ingeborg Haff

Die Ältere, Ingeborg Haff wurde 1909 in Lausanne geboren und erfüllte sich ihren Jugendtraum Künstlerin zu werden. Sie studierte Malerei in München und Ende der 20er Jahre in Paris bei Fernand Leger. Ihr Leben war ausgefüllt durch Reisen, vielfältige Kontakte und einer bis zu ihrem Tod 2003 andauernden künstlerischen Tätigkeit als Malerin.

Im April 2003 haben wir Ingeborg zwei Tage lang mit einer Kamera begleitet. Sie erzählte von Ihrem Leben als Künstlerin und zeigte uns ihr Wohnatelier: ein Reich der Unordnung, der Pinsel und Ölfarben. Erst am zweiten Tag konfrontierten wir Ingeborg mit dem ihr bis dahin unbekannten Zettelarchiv ihrer Schwester.

Die Zettel

Aus unserer Sicht sind die Zettel ein Zeugnis von einsamer Poesie. Ein Ventil, um Eindrücke und Gefühle zu verarbeiten, etwas zu fixieren – wie letztlich in Ingeborgs Naiver Malerei. Wir glauben, dass in den Zetteln eine Sehnsucht nach einer Ausdrucksform steckt, die Frede selbst nie ausleben konnte.

Die Fragen

Was bleibt von einem Menschen in Erinnerung? Wie entsteht ein Bild von einem Menschen und was tun wir, wenn dieses Bild Lücken hat? Werden Fredes Zettel dadurch zur Kunst, daß wir sie ausstellen? Kann man Kunst machen, ohne es zu wissen? Warum begreifen wir Ingeborgs Malerei fraglos als Kunst und die Zettel nur als Erinnerungsstütze, zu der Ingeborg sagte „die müssen wir wegschmeißen.“?

Gruppenausstellung Nordart 2005, Kunst in der Carlshütte, Büdelsdorf, Schleswig-Holstein

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